2015
Am nächsten Morgen ging es früh los und Deeksha zeigte uns unsere Arbeiten für den Tag. Es mussten 5 Stunden am Tag und 6 Tage die Woche gearbeitet werden. Im Gegenzug dafür bekamen wir 3 mal am Tag Essen und eine Unterkunft. Die arbeiten waren simpel, ein bisschen Gartenarbeit, das Holz der Fassade lackieren und im Cafe bedienen helfen. Alles wurde im Wechsel mit den anderen Volunteers erledigt, sodass jeder alle arbeiten zu erledigen hatte und alles im fairen Wechsel stand.
Die Arbeit im Cafe machte besonders spaß, da man viele verschiedene Leute kennenlernen konnte und man manchmal auch was von dem guten Essen und der Pizza abbekam. Außerdem waren die 2 Frauen, die in der Küche arbeiteten, super nett und ich verstand mich gut mit ihnen. Fatima und Jamila arbeiteten nicht nur hier, sondern lebten auch auf dem Gelände, in ihrem eigenen Lehmhaus. Jamila lebte hier mit ihrer Familie, ihren Töchtern und Mann, der die Reparaturarbeiten auf dem Gelände erledigte. Fatima lebte alleine hier, mit ihrem Sohn, ihr Mann war schon vor einigen Jahren gestorben. Somit hatte sie es schwer sich um ihren Sohn Aatik zu kümmern und gleichzeitig zu arbeiten, da war es schon eine Erleichterung, dass ihr Haus sich auf dem selben Gelände befand und sie ihn immer im Auge haben konnte.
Aatik war ein frecher kleiner junge. Durch seine hibbelige und neugierige Art, der niemals still sitzen konnte und nur Unsinn im Kopf hatte, war er vielen Leuten ein Dorn im Auge. Auch in der Schule bedeutete er nur Ärger, somit hatte er schon viele Schulen gewechselt. Ich verstand mich gut mit ihm, für mich war er ein lieber aufgeweckter junge, wissbegierig und wollte steht’s lernen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ihm schnell langweilig wird, er will ausprobieren, tun und selber machen, deshalb fällt er negativ bei anderen auf. Er fällt aus der Norm und hört nicht aufs Wort, hat seinen eigenen Kopf.
Bei meinen Pausen oder freien Zeit in Saraya nutze ich immer meine Zeit um zu malen und Aatik leistet mir dabei immer Gesellschaft. Er liebte es zu malen und sich künstlerisch zu entfalten, er ging richtig auf, war ruhig und konzentriert. Jedes mal, sobald er mich sah, fragte er mich ob mich mit ihm malen würde.
Das ist leider etwas, was in vielen Schulen in Indien fehlt. Die Kunst und Malerei wird leider nicht angesehen, es gilt als Zeitverschwendung und ist daher in vielen Schulen kein Unterrichtsfach. Das finde ich sehr schade, da dadurch auf die verschiedenen Interessen der Kinder nicht eingegangen wird. Sie müssen einfach nur stumpf auswendig lernen und die Sachen exakt so wiedergeben wie sie vorgegeben wurden. Kinder wie Aatik bleiben dadurch auf der Strecke, zählen als Störenfriede und ihre Talente, Leidenschaften und Interessen werden völlig ignoriert.
Aatik hat immer einen besonderen Platz bei mir im Herzen. Ich freute mich immer wenn er sich zu mir setzte und wir die Zeit zusammen beim malen verbringen konnten, ganz still und konzentriert, mit Freude.
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***Unten ein Video über unseren kleinen frechen Freund Aatik***