Oktober 2015
In Delhi angekommen wollten wir erst einmal ein Hotel buchen. Normalerweise verbrachten wir hier unsere Zeit immer bei Verwandten. Doch da mein Papa und seine Frau Christa nun kommen würden und es ihr erstes mal hier in Indien war und ich sie ewig nicht gesehen hatte, wollten wir die Zeit mit ihnen alleine verbringen. Ein Zimmer zu finden als indisch-deutsches Paar war nicht so einfach und war normalerweise nicht gestattet. Wir mussten immer unsere Heiratsurkunde vorweisen können, damit es möglich war ein Zimmer zu mieten. Wie ich schon erwähnte, dürfen unverheiratete Paare nicht einmal eine Wohnung zusammen mieten, man musste verheiratet sein um zusammen zu wohnen. Klar gibts es auch ausnahmen, die aber von der Gesellschaft immer noch nicht gern gesehen werden. Das gilt natürlich nicht für Touristen aus anderen Ländern, nur für indische Personen. Das einzige Zimmer welches wir gefunden haben und in unserer Preisklasse war, würden wir uns zu 4 teilen, ein Doppelbett für Papa und Christa und ein Einzelbett für Karan und mich. Da es eh nur für eine Nacht war, würde das schon klar gehen, denn am nächsten Morgen sollte es direkt weiter nach Dharamshala gehen, zurück nach Hause. Wir wollten ihnen die Berge zeigen, unseren Lieblingsort in Indien und mit ihnen wandern gehen.
Als wir das Zimmer bezogen hatten und es Zeit war, machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, um die beiden abzuholen, dafür konnten wir das Auto von Karans Papa ausleihen. Am Flughafen angekommen war ich voller Vorfreude. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr vor den Toren steht und sehnsüchtig auf die Gesichter wartet, die bald herauskommen werden. Total hibbelig stand ich davor. Voller Spannung wie es ihnen geht und wie es ihnen hier in Indien, den Land meiner Träume und Herausforderung, gefallen würde. Wenn man wartet scheint die Zeit still zu stehen und die Minuten werden zu Stunden. Doch dann öffnet sich endlich die Tür und man sieht sie, die Menschen auf die man so lange gewartet hatte. Für jemand anderen so ganz ohne Bedeutung, doch für dich selbst bedeutet es die Welt, so wie nur du es verstehen kannst.
Da waren sie nun, mein Papa in Indien, ein Bild welches ich mir nie hätte träumen lassen. Wir umarmten uns herzlich und packten schnell die Koffer ins Auto, um zurück zum Hotel zu fahren. Es war Nacht und die Straßen Delhis waren leer. Als mein Papa bemerkte, dass wir hier auf der anderen Seite fahren und Karan ihn anbot es auszuprobieren, ließ er sich diese Chance natürlich nicht nehmen und sprang sofort auf die Fahrerseite, angetan von den heiligen Kühen auf der Straße. Doch nach nur einem kurzen Moment überliess er Karan das Lenkrad wieder und wir fuhren in unser Hotel, bezogen unser Zimmer, tauschten Neuigkeiten aus und gingen bald schlafen. Die beiden hatten einen langen Flug hinter sich und morgen würde wieder eine lange Fahrt bevorstehen. Es war schön das sie nun hier waren. Meine Familie würde nun endlich meine neue Familie kennenlernen, nun waren wir komplett.
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